Liebe Unterstützer*innen des FSS,
„Zero Hunger in den Agrarlieferketten: Noch keine Realität, aber machbar“ – 2024 jährt sich zum 20. Mal die Verabschiedung der Leitlinien zum Recht auf Nahrung. Sie wurden entwickelt, um Staaten dabei zu unterstützen das Recht auf angemessene Ernährung zu verwirklichen und den legislativen Rahmen zu setzen. Die Komplexität zeigt – Ernährungssicherheit ist stark mit einer Vielzahl von Menschenrechten verknüpft: Kinderrechte, Arbeitsrechte, Recht auf Gesundheit, Recht auf Bildung, Recht auf Wasser, Recht auf soziale Sicherheit und viele mehr. Menschenrechte sind universell, unteilbar und voneinander abhängig.
Der Privatsektor spielt neben dem gesetzlichen Rahmen des Staates eine Schlüsselrolle. Das Ziel ist es, Menschenrechte zu respektieren und Ernährungssicherheit für Arbeiter*innen und Kleinbauern*innen in ihren Lieferketten und benachbarten Gemeinschaften zu gewährleisten.
In der ersten Hälfte des Jahres 2024 wurden bedeutende Fortschritte im Bereich der unternehmerischen Sorgfaltspflicht erzielt. Die Zustimmung für die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) markiert einen wichtigen Meilenstein auf EU-Ebene: Gleiche Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen, die in globalen Lieferketten tätig sind und gleichzeitig ihr Engagement für die Menschenrechte zeigen und mit validen Fakten untermauern können.
Das FSS-Team hat daran gearbeitet, den Weg für den verantwortungsvollen Umgang mit menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten zu ebnen und Unternehmen auf ihrem Weg zu begleiten. Auch das Bewusstsein, die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen verschiedenen Interessengruppen zu fördern ist uns durch verschiedene Events, Veröffentlichungen und Inputs gelungen. Wir konnten inspirierende Beispiele von Unternehmen verfolgen, die verschiedene Maßnahmen zur Einhaltung ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten umgesetzt und die Erfolge direkt beobachten konnten. Wir freuen uns, Ihnen von dem neuesten FSS-Nutzer*innen, Veranstaltungen und bedeutende Meilensteine zu berichten, die das Bewusstsein für Hunger in landwirtschaftlichen Lieferketten geschärft haben.
Herzliche Grüße,
Ihr FSS-Team

FSS-Expertenpanel auf dem Global Forum for Food and Agriculture 2024
Wir konnten das Jahr mit einer bereichernden Diskussion im Rahmen des FSS-Expertenpanels „Zero hunger supply chains are not yet a reality, but they are feasible“ auf dem Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) 2024 beginnen. Unser Hauptziel? Stakeholder aus verschiedenen Sektoren – darunter Lutz Hartmann (Fruitbox Africa, Äthiopien), Bettina Rudloff (SWP), Alejandra Rueda Zarate (NES Naturaleza, Kolumbien) und Dr. Jan Henke (ISCC & Meo Carbon Solutions) – zusammenzubringen, um die Herausforderungen in Bezug auf die Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten im Rahmen der aktuellen Gesetzgebungspläne des EU Green Deals zu diskutieren, die von unseren Partnern von GvW Graf von Westphalen (Dr. Lothar Harings) vorgestellt wurden.
Fruit Logistica
Der Besuch der FRUIT Logistica war besonders spannend, da das erste FOSSEM Unternehmen Vegbox Horticulture plc dort mit einem Stand im Rahmen der Ethiopian Horticulture Producer Exporters Association (EHPEA) vertreten war.
Wir konnten mit internationalen Produzent*innen und Exporteuren über die wichtige Rolle der Sorgfaltspflichtgesetze bei der Sicherung des Rechts auf Nahrung in der landwirtschaftlichen Produktion sprechen.
14. International ISCC Global Sustainability Conference
Im Februar 2024 vermittelte die 14. Internationale ISCC-Nachhaltigkeitskonferenz den Teilnehmern wertvolle Einblicke in die unternehmerische Sorgfaltspflicht. Dabei wurde die erfolgreiche Umsetzung des FSS durch das Food Security Add-On in der ISCC EU- und PLUS-Zertifizierung von GREMCA SA’s hervorgehoben – ein Beweis dafür, dass menschenrechtliche Sorgfaltspflichten auf der Produktionsebene von agroindustriellen Unternehmen eingehalten und Zero Hunger in Lieferketten erreicht werden können! Erfahren Sie mehr über den GREMCA-Zertifizierungsprozess in diesem neuen FSS-Artikel!
Webinare zum Thema menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in der Agrarproduktion
In Zusammenarbeit mit der Kenya Export Promotion and Branding Agency und GvW Graf von Westphalen organisierte das Food Security Standard Team am 3. April 2024 ein Webinar, in dessen Mittelpunkt die Diskussion über Herausforderungen, Strategien und Lösungen für die Umsetzung von Menschenrechten in der landwirtschaftlichen Produktion in Kenia stand. Mit einem engagierten Publikum wurden Methoden zur Integration von Ernährungssicherheitsmaßnahmen in landwirtschaftliche Praktiken diskutiert – mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit kenianischer Exporte zu stärken und ihnen einen Marktvorteil zu verschaffen.
Zusammen mit dem Indo-German Chamber of Commerce, IGCC SustainMarkets konnte das FSS Team (Welthungerhilfe (WHH), Meo Carbon Solutions) und GvW Graf von Westphalen ein weiteres Webinar organisieren, welches sich landesspezifisch auf die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten von produzierenden Unternehmen im Lebensmittel- und Baumwollbereich bezog.

Das Food Security Sensitive Management (FOSSEM) bietet einen schrittweisen Weg zur Erfüllung des Rechts auf Nahrung und zur Erlangung der FSS-Vollzertifizierung. Viele Agrarbetriebe können nicht auf Anhieb den Ansprüchen einer Vollzertifizierung genügen. In solchen Situationen bietet der Food Security Standard (FSS) eine Vorstufe – das Food Security Sensitive Management. FOSSEM wurde für landwirtschaftliche Betriebe entwickelt, die noch nicht zertifiziert sind oder die Anforderungen der sozialen Nachhaltigkeit noch nicht gänzlich erfüllen können, da sie sich möglicherweise in einem herausfordernden Kontext befinden. Es bietet einen schrittweisen und individuell anpassbaren Ansatz zur Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten. Im Rahmen aktueller Gesetzgebungen kann es als Nachweis der unternehmerischen Bemühenspflicht angewendet werden und dient vor allem als Tool für den Aufbau von Managements, dass sich an Zielen der sozialen Nachhaltigkeit orientiert.
Während des FSS Side-Events im Rahmen des GFFA Berlin konnte die erste FOSSEM Recognition an Vegbox Horticulture plc für FOSSEM Basic übergeben werden.
Hier erfahren Sie mehr über FOSSEM!

Wir freuen uns über zwei neue FSS-Zertifizierungen, die einen bedeutenden Fortschritt auf dem Weg zu hungerfreien Lieferketten und der Förderung sozial nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken darstellen.
Intimex My Phuoc
Intimex My Phuoc—ein bedeutender vietnamesischer Kaffeeproduzent – spielt durch den Handel, die Verarbeitung und den Export von grünen Bohnen, Röstkaffee und Instantkaffee eine wichtige Rolle in der Kaffeeindustrie des Landes. Im Januar 2024 erhielt Intimex My Phuoc die FSS-Zertifizierung als Teil seines 4C-Food Security Audits. Dazu wurden konkrete Maßnahmen durchgeführt, die zur Ernährungssicherheit unter Kleinbäuer*innen, Arbeiter*innen und umliegenden Gemeinden beitragen.
Fundación CoHonducafé
Fundación CoHonducafé—mit Sitz in San Pedro de Sula (Honduras) vereint die Kooperative Kaffee-Kleinbäuer*innen mit dem Ziel, die ökologische und soziale Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Aktivitäten in den Erzeugergemeinschaften zu fördern. Die Stiftung hat proaktive Schritte unternommen, um die Ernährungssicherheit ihrer Erzeuger und der benachbarten Gemeinschaft zu verbessern. Im April 2024 erhielt sie die FSS-Zertifizierung im Rahmen des 4C Food Security Add-On Audits.In diesem Video bekommen Sie einen Einblick in die Praxis des FSS

FSS im KMU Kompass gelistet
Wir freuen uns ankündigen zu dürfen, dass der FSS als Standard im KMU Kompass gelistet wurde. Dieser Kompass bietet einen Leistungsüberblick mit wertvollen Erkenntnissen für Unternehmen mit Sitz in Deutschland und der EU, die unter die Verordnung fallen, und hilft ihnen, geeignete Standards zu identifizieren und zu überprüfen.
Details zum FSS im KMU Kompass finden Sie hier!
Rahmenbedingungen für die Erstellung eines Umwelt- und Sozialverträglichkeitsberichts mit Fokus auf das Recht auf Nahrung
Eine große Anzahl von Menschen, die in der Agrarproduktion tätig sind, sind von Armut und Ernährungsunsicherheit betroffen. Die Ausweitung und Erschließung von Anbauflächen birgt verschiedene Risiken, wie z. B. Zwangsumsiedlungen, eingeschränkter Zugang zu Land und natürlichen Ressourcen, Wasserknappheit sowie Umwelt- und Gesundheitsprobleme. Diese Herausforderungen können die Ernährungsunsicherheit für Landwirt*innen und lokale Gemeinschaften noch verschärfen.
Um diesen Risiken verantwortungsbewusst zu begegnen können Unternehmen landwirtschaftliche Entwicklungen so planen, dass das Recht auf Nahrung gewahrt bleibt, indem sie eine Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung (ESIA) durchführen. Sie hilft Unternehmen dabei, die Auswirkungen ihrer Tätigkeiten, insbesondere auf die Ernährungssicherheit der Arbeitnehmer und der umliegenden Gemeinden, zu ermitteln und vorherzusagen. Der vom FSS-Team veröffentlichte Rahmen (Terms of Reference, ToR) zielt darauf ab denjenigen einen Leitfaden an die Hand zu geben, die ESIA und ESP erstellen oder aktualisieren, um das Recht auf Nahrung zu berücksichtigen. Darüber hinaus kann es Organisationen helfen, Unternehmen bei der Durchführung von ESIA und ESMP anzuleiten, um das Recht auf Nahrung in ihren Leitlinien und Materialien besser zu berücksichtigen.
Weitere Infos dazu finden Sie hier!
Kosten der Beendigung des Hungers – Folgen der Nachlässigkeit und Finanzbedarf für die Erreichung des SDG2
In dieser Studie des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) werden die notwendigen Investitionen und Strategien bewertet, um die Verpflichtung der G7, bis 2030 500 Millionen Menschen aus dem Hunger zu befreien, zu erreichen. Darüber hinaus werden kurzfristige Maßnahmen identifiziert, finanzielle Auswirkungen bewertet und die Möglichkeit erörtert, ob das Ziel 2040 einen realistischeren Ansatz darstellt. Die ZEF-Discussion Papers on Development Policy Nr. 447 zielen darauf ab, ein sowohl sofortige Maßnahmen als auch langfristigen, nachhaltigen Lösungen zu erörtern. Sie betonen die Bedeutung von substanziellen, rechtzeitigen Investitionen und koordinierten globalen politischen Maßnahmen zur Beendigung des Hungers.
Klicken Sie hier, um die Cost of Ending Hunger Publikation zu lesen!
Verantwortung der Privatwirtschaft bei der Verwirklichung des Menschenrechts auf Nahrung
Die Gewährleistung der Ernährungssicherheit in der landwirtschaftlichen Lieferketten erfordert die Zusammenarbeit von Staat, lokalen Gemeinschaften, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft. Oft ist unklar, wie viel Verantwortung privatwirtschaftliche Unternehmen tragen und welche Maßnahmen sie ergreifen müssen oder können. Dazu hat das FSS Team ein Orientierungsdokument veröffentlicht, welches die Verantwortlichkeiten der verschiedenen Akteure, für die Einhaltung des Rechts auf Nahrung beleuchtet. Besonders wird dabei die Rolle der Privatwirtschaft hervorgehoben. Das Dokument betont die Notwendigkeit der Zusammenarbeit, um Risiken für die Ernährungssicherheit zu erkennen und zu managen. Es zeigt auch, wie der FSS im Sorgfaltspflichtsystem genutzt werden kann, von der Risikoerkennung bis zum Reporting. Die Zusammenarbeit zwischen Akteuren und der kontinuierliche Austausch ist grundlegend für eine nachhaltige Lieferkette.