Was wir tun

Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten adressieren: Zwei Wege innerhalb des Food Security Standard (FSS)

FSS – ein Instrument zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten

Der FSS

  • kann im Rahmen des deutschen Lieferkettengesetzes (LkSG) und internationaler Prinzipien (UN Global Compact & UN Guiding Principles on Business & Human Rights) zum Nachweis für die Wahrung geschützter Rechtspositionen genutzt werden.
  • ist mit seinem Kriterienkatalog eine praxisgerechter und erprobter Ansatz zur Umsetzung sozial nachhaltiger Managementsysteme.
  • bietet Tools, mit denen Unternehmen nachweisen können, dass das Recht auf Nahrung und weitere soziale Menschenrechte in ihrer Produktion und ihrem Einflussbereich gewahrt werden
  • dient durch unabhängige Auditergebnisse und regelmäßige Wirkungskontrollen der Steigerung der Glaubwürdigkeit
  • dient zur Berichterstattung u.a. zu UN SDG 2 und GRI 13.9.
  • Sollte überall dort angewendet werden, wo Hunger ein Risiko darstellt

Viele Produkte aus dem Globalen Süden werden zunehmend unter Einhaltung strengerer Umweltrichtlinien produziert: Baumwolle, Kaffee, Tee, Kakao, Palmöl oder Zuckerrohr. Auch menschenrechtliche Sorgfaltspflichten von Unternehmen rücken mehr und mehr in den Fokus: Durch das im Januar 2023 in Kraft getretene deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und weitere Regularien sollen Menschen- und Umweltrechte in globalen Lieferketten stärker adressiert werden.

Menschenrechtsverletzungen wie Hunger stecken in zahlreichen Produkten des Globalen Südens und sind bislang noch immer mehr oder minder unsichtbar.

Um sie zu adressieren braucht es umfassende und trotzdem einfach anzuwendende Tools, die es Unternehmen ermöglichen, einen schnellen Überblick über mögliche Risiken und Missstände in ihren Lieferketten zu bekommen und sie direkt anzugehen.

Wenn die Anforderungen des FSS und die Auditkriterien richtig identifiziert und angewandt werden, bieten sie ein hohes Maß an Sicherheit, dass ein auditiertes oder zertifiziertes Unternehmen die geschützten Rechtspositionen tatsächlich einhält. Der gesamte FSS-Zertifizierungsprozess, der das NaFSA, das QAT und das FOSSEM bis hin zur FSS-Zertifizierung umfasst, ist in der Lage, die wichtigsten Sorgfaltspflichten des LkSG abzudecken

Legal Benchmark, GvW Graf von Westphalen

Die Werkzeuge

Die FSS-Toolbox ist flexibel einsetzbar und ist jeweils auf die spezifischen Gegebenheiten von Kleinbäuer*innen, mittleren Landwirtschaftsbetrieben oder Plantagen zugeschnitten. Die Instrumente können für eine FSS-Zertifizierung oder zur Erfassung von Risiken und möglichen Missständen auf Produktionsebene in einem Betrieb und im jeweiligen Verantwortungsbereich verwendet werden.

NAFSA

Mit dem National Food Security Assessment Tool lassen sich anhand öffentlich zugänglicher Daten potenzielle Menschenrechtsrisiken für jedes Land ermitteln, wobei der Schwerpunkt auf dem Recht auf Nahrung liegt. Das Ergebnis des Tools gibt einen ersten Überblick über die nationalen Risikoschwerpunkte und bietet zusätzliche Fragen für ein vor-Ort Audit an.

QAT

Das Quick Assessment Tool ermittelt konkrete Ernährungssicherheitsrisiken auf lokaler Ebene, die anhand eines strukturierten Fragebogen für Kleinbäuer*innen, Arbeiter*innen und externe Stakeholder erfasst werden (basierend auf FIES Fragen der FAO). Informationen, die im Auditprozess  gewonnen werden, können in Interviews mit QAT gegengeprüft werden. FSS QAT ermöglicht im Kontext der anderen Tools die Durchführung einer kosteneffizienten Überwachung der lokalen Ernährungssicherheit.

Checkliste

Das FSS Audit Procedure Tool ist eine Audit-Checkliste – einschließlich Kriterien, Indikatoren und Anleitungen für die Überprüfung des Betriebs. Diese Checkliste ermöglicht die Identifizierung von Lücken bei der Einhaltung des FSS. Die Ergebnisse werden zur Entwicklung eines Verbesserungsplans und für die Berichterstattung genutzt. Dieses Tool bietet dem Management einer Kooperative oder eines Agrarbetriebs gleichzeitig eine Aufstellung der relevanten Aspekte für eine sozial tragfähige Betriebsführung.

FSS Zertifizierung

Die FSS-Zertifizierung ermöglicht es Unternehmen, ihr Engagement zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten durch eine unabhängige Zertifizierung nachzuweisen. Die Prinzipien und Kriterien des FSS ergänzen bestehende Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme, indem sie das Menschenrecht auf Nahrung auf ganzheitliche Weise abdecken.

Nahtlose Integration in bestehende Zertifizierungssysteme

Der FSS kann mit jedem Nachhaltigkeitsstandard im Agrarsektor kombiniert werden und gilt für alle Arten von Agrarprodukten und deren Verwendung sowie für alle Betriebsgrößen und Betriebsformen.

Die FSS-Zertifizierung ist als Ergänzung bestehender Zertifizierungssysteme konzipiert und wird im Rahmen desselben Audits überprüft, um Aufwand und Kosten zu minimieren. Nur wenn alle Prinzipien und Kriterien erfüllt sind, wird davon ausgegangen, dass ein Betrieb alle notwendigen Maßnahmen ergriffen hat, um das Menschenrecht auf Nahrung von Arbeiter*innen und Kleinbäuer*innen zu gewährleisten.

Wie lasse ich mich zertifizieren?

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FOSSEM – Was ist abgedeckt?

FOSSEM Theory of Change

Viele Agrarbetriebe können nicht auf anhieb den Ansprüchen einer Vollzertifizierung genügen. In solchen Situationen bietet der Food Security Standard (FSS) einen alternativen Weg – das Food Security Sensitive Management (FOSSEM).

FOSSEM wurde für landwirtschaftliche Betriebe entwickelt, die noch nicht zertifiziert sind oder die Anforderungen der sozialen Nachhaltigkeit noch nicht gänzlich erfüllen können, da sie sich möglicherweise in einem herausfordernden Kontext befinden. Es bietet einen schrittweisen und individuell anpassbaren Ansatz zur Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten und kann zu einer vollständigen Zertifizierung führen.

Im Rahmen aktueller Gesetzgebungen kann es als Nachweis der unternehmerischen Bemühenspflicht angewendet werden und dient vor allem als Tool für den Aufbau von Managements, dass sich auch an Zielen der sozialen Nachhaltigkeit orientiert.

  • Kontinuierliche Verbesserung: FOSSEM ist für Neueinsteiger und für Betriebe mit in einem herausfordernden Kontext konzipiert. Es ermöglicht es den Betrieben in ihrem Tempo voranzukommen, Fortschritte zu dokumentieren und Aktionspläne zu entwickeln.
  • Priorisierung von Risiken: Obwohl die FSS-Zertifizierung das Endziel ist, ermöglicht FOSSEM Betrieben, ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nachzukommen, ohne sofort alle Kriterien vollständig erfüllen zu müssen. Durch die Festlegung von Prioritäten können sich die Betriebe individuell auf die drängendsten Maßnahmen konzentrieren.
  • Maßgeschneiderte Aktionspläne: Die spezifische Situation eines jeden Betriebs wird berücksichtigt und durch maßgeschneiderte Lösungen adressiert.
  • Engagement nachweisen: Laut deutschem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz haben Unternehmen eine Bemühenspflicht. Mit dem FOSSEM können Betriebe ihre Bemühungen um verantwortungsvolle Praktiken und die Achtung von Menschenrechten unter Beweis stellen, auch ohne Zertifizierung.

Wie FOSSEM funktioniert?

FOSSEM wird in zwei Stufen implementiert: FOSSEM Basic und FOSSEM Advanced.

Bei FOSSEM Basic können Betriebe wählen, an welchen Kriterien sie zuerst arbeiten, wobei die Ziele und der Zeitplan individuell festgelegt werden. Ziel ist es 60% aller FSS Kriterien nach spätestens drei Jahren zu erfüllen.  Während bei FOSSEM Basic eine Selbstbewertung möglich ist, wird bei FOSSEM Advanced die Konformität zum ersten Mal von einem externen Prüfer/Auditor überprüft. Schlussendlich kann FOSSEM Advanced zu einer FSS-Zertifizierung führen.

FOSSEM Entwicklung and Anforderungen

Beschwerdemechanismen

Der Beschwerdemechanismus läuft grundsätzlich über den jeweiligen Hauptstandard, mit dem der FSS angewendet wird.

Bei Zweifeln steht das FSS Team für Rückfragen zur Verfügung  info@foodsecuritystandard.org.

FSS anerkannte Standards

Folgende Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme wurden mit dem Food Security Standard gebenchmarked und sind vom FSS anerkannt:

Mit folgenden Standards wurde die Praxistauglichkeit des FSS erprobt:

  • UTZ/Rainforest Alliance
  • Cotton made in Africa
  • RSPO
  • ISCC

Überprüfung

Für ein FSS Audit ist zusätzlich die Anerkennung durch das jeweilige Zertifizierungssystem notwendig. Grundsätzlich können alle Auditoren trainiert werden, nur trainierte und anerkannte Auditoren dürfen Audits durchführen.

  • AfriCert Ltd.
  • CafeControl
  • CERES GmbH
  • Control Union S.A.S. (Colombia)
  • Control Union Gözetim ve Belgelendirme Ltd. Şti (Turkey)
  • Control Union Services S.A.C (Peru)
  • Green Domus Desenvolvimento Sustentável
  • IBD Certificações
  • SGS
  • SCS Global Services
  • TÜV Rheinland
  • VCC&C
  • VSCB Vietnam Limited Company

FOSSEM kann grundsätzlich auch im Rahmen einer Zweite-Seite Verifizierung überprüft werden. Für die Anerkennung wenden Sie sich bitte an das FSS Team.

FSS-zertifizierte Produzenten

Die folgenden Produzenten besitzen gültige FSS-Zertifikate:

  • GREMCA Agricultura y Energía Sostenible S.A.
  • Intimex My Phuoc 
  • Fundación CoHonducafé

Durchgeführte Assessments mit Partnern/Unternehmen:

  • MAP Projekt von WHH & WWF, Kautschuk (Kambodscha)
  • Vegbox Horticulture, Obst/Gemüse (Äthiopien, 2023)
  • Coffee Management Services CMS, Kaffee (in Kooperation mit UTZ/Rainforest Alliance, Kenia, 2019)
  • Alliance Ginneries Ltd., Baumwolle (in Kooperation mit Cotton made in Africa, Sambia, 2019)
  • Aguaí S.A., Zuckerrohr (in Kollaboration mit ISCC, Bolivien, 2019)
  • Wild Asia, Palmöl (in Kollaboration mit RSPO, Malaysia, 2019)
  • PT Hindoli Cargill, Palmöl (in Kollaboration mit RSPO, Indonesien, 2019)
“A company can only be successful if its growth benefits local communities.
— Lely Antelo Melgar, Aguaí
Food Security Standard