Über den FSS
Warum Hunger und das Recht auf Nahrung wichtig sind
Ernährungssicherheit ist ein grundlegendes Menschenrecht. Dennoch gibt es in vielen Ländern des Globalen Südens nach wie vor Hunger und Mangelernährung. Derzeit leiden rund 735 Millionen Menschen an Hunger und über 2 Milliarden sind mangelernährt. Gleichzeitig produzieren viele Länder, die von Hunger betroffen sind, Agrarprodukte für die Weltmärkte, wobei dort grundlegenden Menschen- und Arbeitsrechte häufig nicht gewahrt werden.
Menschenrechte müssen immer im Zusammenspiel betrachtet werden: So kann die Verletzung des Rechts auf Nahrung darauf hindeuten, dass auch andere Rechte nicht geachtet oder erfüllt werden. So lange es Hunger in Lieferketten gibt,
- werden auch Probleme wie Kinder- und Zwangsarbeit weiter bestehen
- können Produzent*innen nicht in Nachhaltigkeit und Technologie investieren
- wird das Potenzial von ökonomisches Wachstum nicht ausgeschöpft
- werden die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) nicht erreicht
- können Lieferketten nicht resilient und nachhaltig sein
„Das Menschenrecht auf Nahrung kann grundsätzlich nicht gewährleistet werden, wenn nicht auch der Schutz anderer Menschenrechte und die Einhaltung von Umweltauflagen sichergestellt sind.“
Legal Benchmark, GvW Graf von Westphalen
Warum brauchen wir den FSS?
Ob Avocado, Südfrüchte, Palmöl, Kaffee oder Kautschuk – den Verbraucherinnen bleiben die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen, die diese Rohstoffe produzieren, oft verborgen: Ihre Einkommen reichen häufig nicht für einen angemessenen Lebensstandard, sie haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser oder einer medizinischen Versorgung und leiden an Hunger und Mangelernährung. Verbraucherinnen fordern immer öfter Transparenz in Bezug auf die Einhaltung von Menschenrechten in Lieferketten und Regierungen erlassen gesetzliche Vorschriften, um soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Der FSS ist eine praxiserprobte Lösung für die Umsetzung von Sorgfaltspflichten und den Umgang mit Menschenrechtsrisiken in der Agrarproduktion. Durch die Einführung des FSS können Akteure in der Lieferkette ihre Sorgfaltspflicht nachweisen. Für Arbeiterinnen, Kleinbäuerinnen und umliegende Gemeinden in Produktionsländern werden dadurch Arbeits- und Lebensbedingungen verbessert sowie der Marktchancen gestärkt.
Entwicklung des FSS
Der FSS wurde 2017 als gemeinsames Projekt des Zentrums für Entwicklungsforschung (Universität Bonn, Deutschland), mit der Welthungerhilfe (Bonn, Germany) und WWF (Berlin, Germany) entwickelt und wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft via “Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe” (FNR) gefördert.
In dieser Phase wurden die FSS-Kriterien, -Indikatoren und die zugehörigen Instrumente in Zusammenarbeit mit lokalen Produzent*innen und internationalen Zertifizierungssystemen (ISCC, RSPO, Cotton made in Africa, UTZ/Rainforest Alliance) im Rahmen von Pilot-Audits in ernährungsunsicheren Regionen Afrikas, Lateinamerikas und Asiens erfolgreich getestet.
Heute setzen Welthungerhilfe und Meo Carbon Solutions den FSS gemeinsam um.
Wenn Sie mehr über unsere FSS Pilot Audits erfahren möchten, besuchen Sie bitte unseren > Download Bereich , wo Sie ausführliche Berichte und eine Zusammenfassung der Erkenntnisse (Factsheets) finden.
Die auf dieser Karte dargestellten Grenzen und Namen sowie die verwendeten Bezeichnungen bedeuten nicht, dass der FSS irgendeine Meinung über den rechtlichen Status eines Landes, eines Gebiets, einer Stadt oder eines Gebiets oder seiner Behörden oder über den Verlauf seiner Grenzen zum Ausdruck bringt.
Was ist der FSS und wie funktioniert er?
Der FSS basiert auf dem Menschenrecht auf Nahrung und den zugehörigen freiwilligen Leitlinien zum Recht auf Nahrung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Er trägt zur Erreichung einer Vielzahl an Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bei.
Der FSS ermöglicht es durch seinen systemischen Ansatz, Anforderungen an Menschenrechtspflichten in der Agrarproduktion zu erfassen. Mit seinen messbaren und praxisgerechten Kriterien bietet der FSS Unternehmen eine Toolbox zur Einhaltung und Erfüllung von menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten. Die Umsetzung des FSS kann auf zwei Wegen erfolgen:
FSS Zertifizierung: Kann in jedes bestehende Nachhaltigkeitszertifizierungssystem integriert werden, um die Einhaltung von Menschenrechten auf Produktionsebene von landwirtschaftlichen Agrargütern zu stärken. Die Überprüfung der Einhaltung der FSS-Kriterien erfolgt im Rahmen des Audits des Hauptstandards, wodurch Kosten und personelle Ressourcen minimiert werden.
Die vier Säulen der Ernährungssicherheit
Verfügbarkeit
Es gibt eine zuverlässige und beständige Quelle für hochwertige Lebensmittel.
Zugang
Die Menschen verfügen über ausreichende Mittel, um Lebensmittel zu produzieren und/oder zu kaufen.
Stabilität
Die Fähigkeit der Menschen, Zugang zu Nahrungsmitteln zu haben und diese zu nutzen, die über einen längeren Zeitraum stabil und nachhaltig bleiben
Nutzung
Kenntnisse und grundlegende hygienische Bedingungen für die Auswahl, Zubereitung und Verteilung von Lebensmitteln.
FSS Prinzipien und Kriterien
Die FSS-Prinzipien, Kriterien und Indikatoren basieren auf dem Menschenrecht auf angemessene Ernährung. Sie gehen nicht über die menschenrechtlichen Anforderungen hinaus und zeigen, ob ein Unternehmen dieses Recht in der Lieferkette einhält.
Der FSS ist in fünf Säulen gegliedert: Die vier Säulen der Ernährungssicherheit und eine fünfte Säule, um zusätzliche bereichsübergreifende Aspekte zu berücksichtigen, die in den Leitlinien zum Recht auf Nahrung enthalten sind. Die Säulen werden durch 17 Prinzipien weiter definiert.
Die Prinzipien und Kriterien des FSS ermöglichen eine Stärkung bestehender Zertifizierungssysteme, indem sie das Menschenrecht auf Nahrung in einer ganzheitlichen Weise abdecken.
Um sicherzustellen, dass Menschen, die Agrarprodukte für globale Märkte herstellen, stets Zugang zu ausreichender und gesunder Nahrung haben, sind Faktoren wie angemessene Löhne und akzeptable Arbeitsbedingungen ebenso wichtig wie Bildung, medizinische Grundversorgung und der Anschluss an soziale Sicherungssysteme. Das Gleiche gilt für den Zugang zu sauberem Trinkwasser und die nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen. Diese Prinzipien werden durch ein oder mehrere Kriterien abgedeckt. Die Erfassung vor Ort erfolgt anhand konkreter Indikatoren und Überprüfungspunkten. Diese beschreiben die genauen Anforderungen, die erfüllt sein müssen, damit das Recht auf Nahrung im Verantwortungsbereich eines landwirtschaftlichen Betriebs gewahrt wird.
Stabilität
1. Gute Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit
2. Konformität mit den nationalen Strategien zu Ernährungssicherheit und Entwicklung
3. Minderung natur- und menschengemachter Katastrophen
Zugang
4. Sicherung von Marktzugang und Förderung lokaler Entwicklung
5. Sicherstellung langfristiger Rentabilität und fairer Verträge
6. Einhaltung von Arbeitsrechten und guten Arbeitsbedingungen
7. Durchführung von Trainings und Wissensaufbau
8. Anschluss an soziale Sicherungssysteme
Verfügbarkeit
9. Achtung von Landrechten
10. Achtung von Wasserrechten
11. Anwendung nachhaltiger Landwirtschaftspraktiken
Nutzung
12. Garantie von menschenwürdigen Lebensbedingungen und Trinkwasserverfügbarkeit
13. Garantie angemessener Ernährung
Übergreifende Faktoren
14. Bereitstellung von Beschwerdemechanismen
15. Einhaltung von Frauenrechten
16. Ernährungsbildung und Schulbildung
17. Erfassen und Überwachen der lokalen Ernährungssituation